Sanfte Klänge für die Seele

Quelle: Photo Burkhardt

Die Harfenklasse vom Mündener Klanghaus musiziert für einen guten Zweck

Pünktlich zum Konzertbeginn am Sonntag, den 13. Juli kam die Abendsonne hinter den Wolken hervor und schickte ihre goldenen Strahlen in den Altarraum der Evangelisch Reformierten Kirche in Hann. Münden. Dort bot sich den ca. 170 Besuchern und Besucherinnen des Benefizkonzertes „Musik für Musik“ ein beeindruckendes Bild. Mittelalterlich gewandete Musikantinnen mit ihren überwiegend selbst gebauten und liebevoll gestalteten Harfen und Carsten Kirsch als Gastmusiker an seinen verschiedenen „Stahl-Trommeln“. Bettina Kallausch war es gelungen, 10 Harfen-Schülerinnen ihres Klanghauses aus Thüringen, Niedersachsen und Hessen im Alter von 9 bis 78 Jahren sowie eine Teilnehmerin eines Trommelworkshops auf der Bühne zu versammeln.

Pfarrer Göttges begrüßte die Musizierenden und die Gäste und erinnerte in seiner Eröffnungsrede an die christliche Tradition der Hospizidee in der vom Barmherzigen Samariter über die Pilgerherbergen des Mittelalters bis zu den heutigen Hospiz-Einrichtungen. Die Mündener Einrichtung müsse jedes Jahr ca. 80.000 € an Spenden für ihre Arbeit selber einwerben. Der diesjährige Konfirmandenjahrgang sei von der Hospizarbeit in Hann. Münden so beeindruckt gewesen, dass er beschlossen habe, gemeinsam von den zur Konfirmation erhaltenen Geldgeschenken einen Teil an das stationäre Hospiz zu spenden. So seien von 13 Konfirmanden und Konfirmandinnen stolze 442 € zusammengekommen, die die Kirchengemeinde auf 500 € aufgestockt habe. Diese Spende überreichten vier der jungen Menschen vor Konzertbeginn der Leiterin des Hospizes, Manuela Brandt-Durlach.

Nach dem vom gesamten Harfenorchester dargebotenen Kanon von Johann Pachelbel und dem „Abendklang“ von Lore Schätzlein dankte Frau Brandt-Durlach allen Mitwirkenden und der gastgebenden Kirchengemeinde, die die Musizierenden vor dem Konzert mit selbstgebackenem Kuchen und Getränken freundlich bewirtet hatte. Ihr besonderer Dank galt dem unverzichtbaren Engagement der Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit. Ihre Begleitung der Hospizgäste und ihrer Angehörigen unterstütze wesentlich die Arbeit des stationären Hospizes. Das Benefizkonzert solle die Konzertgäste ebenso mit „sanften Klängen für die Seele“ erfreuen wie später die Gäste des stationären Hospizes. Denn die am Ausgang gesammelten Spenden sollten ausschließlich für musiktherapeutische Angebote im Hospiz eingesetzt werden. Musiktherapie vermittele positive sinnliche Erfahrungen, sie könne helfen, Emotionen wahrzunehmen, auszudrücken und zu bearbeiten. Schwerstkranke sterbende Menschen könnten durch musiktherapeutische Angebote Geborgenheit erleben und der Prozess des Loslassens könne dadurch unterstützt werden. Deshalb sei das Motto „Musik für Musik“ gewählt worden.

„Was klingt schöner als eine Harfe?“ – „Viele Harfen!“, würde Bettina Kallausch sagen. Sie versteht es wunderbar, Menschen mit ganz unterschiedlichen musikalischen Fähigkeiten und Vorerfahrungen in einem gemeinsamen Konzert professionell auf der Bühne zu präsentieren. Harfenanfängerinnen spielen – noch einhändig – Melodie- oder Begleitung der Stücke, die sie bereits geübt haben. Wer möchte, darf aber auch schon einen kleinen solistischen Part übernehmen. Die Fortgeschritteneren bereichern den Gesamtklang beidhändig durch Umspielungen, zweite und dritte Stimmen.

Das Konzertprogramm bestand überwiegend aus traditionellen Stücken aus der Bretagne, England und Irland, vom mittelalterlichen „Brian Boru's March“ über Liebeslieder, Balladen und Tänze aus der Renaissancezeit bis zu zeitgenössischen lyrischen Kompositionen aus den Harfenspielbüchern von Chrisoph Pampuch. Die Harfen drückten ganz verschiedene Stimmungen aus, mal heiter und luftig, mal verspielt, mal melancholisch, mal fließend wie Wasser, mal beschwingt wie der irischen Walzer, mal feurig wie der Tanz „An Dro“ aus der Bretagne, der unterlegt mit Schellen und afrikanischen Djemben in einem mittelalterlich anmutenden stampfenden Rhythmus daher kam.

Zwei Beiträge wurden mit Gesang dargeboten: Die beiden jüngsten Mädchen Elsa Krautz und Marcella Ĉemus hatten sich den israelischen Kanon „Schalom chaverim“ für ihren Vortrag ausgesucht, die Gesangsstimme übernahm Elsas Mutter Katrin. Sehr innig und ergreifend sangen Mutter Katrin und Tochter Elsa, begleitet auf der Harfe von Bettina Kallausch, im zweiten Teil des Konzertes in althochdeutscher Sprache das Walter von der Vogelweide zugeschriebene Palästinalied. Einleitend erinnerte Katrin Krautz an die gewaltsamen Aspekte der christlichen Kreuzzüge und die Ambivalenzen der christlichen und muslimischen Pilgertradition. Sie gibt ihrer Hoffnung Ausdruck, dass wie in Hann. Münden Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen lernen, friedvoll miteinander zu leben.

Zwischendurch brachten die Solodarbietungen von Carsten Kirsch eine ganz andere Farbe in des Konzert ein. Mit seinen Händen tanzte er über seine SunPans und entlockte diesen ufoähnlichen Instrumenten aus Stahl sanfte metallene Töne, mit denen die Zuhörenden auf Klangreise gehen konnten. In der Pause gab es Gelegenheit, sich diese ungewöhnlichen Instrumente genauer anzuschauen, eine kleine 12saitige Kinderharfe selber auszuprobieren und sich über die Hospizarbeit zu informieren.

Am Ende spielten noch einmal alle Harfen zusammen den Kanon von Johann Pachelbel vom Beginn des Konzertes. Bettina Kallausch ermutigte die Zuhörenden, durch Singen des christlichen Mantras „Halleluja“ oder durch Summen in die Grundmelodie des Kanons einzustimmen. Mit den Sonnenstrahlen und den absteigenden Harfentönen schienen die Engel vom Himmel herabzusteigen, langsam, schwebend und zugleich machtvoll. Einige der Zuhörenden trauten sich, ihre Stimme einzubringen und darüber stieg das „Halleluja“ der spielerisch verzierten Oberstimme, gesungen von Katrin Krauz, wie eine Lerche in die Sommerluft.

Der Wunsch des Pfarrers, die Besucher und Besucherinnen des Konzertes möchten die Spendensumme des Konfirmandenjahrganges am Ende des Konzertes möglichst verdoppeln, wurde weit übertroffen: Einschließlich des Spendenanteils aus verkauften CD's von Bettina Kallausch und Carsten Kirsch sowie Klanggutscheinen spendete das begeisterte Publikum an diesem Abend 1.591 € für musiktherapeutische Angebote im Hospiz.

Downloads:
Audio-Mitschnitt des Konzerts (ZIP mit MP3-Dateien, 78 MB)

Weitere Bilder: 
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Quelle: Photo Burkhardt
Kategorien: